Weg mit den Vorsätzen.

TLDR;
Statt auf krasse Vorsätze, könntest Du stattdessen auf mehr Achtsamkeit und Entschleunigung setzen.


Jedes Jahr aufs Neue starten wir guten Vorsätzen, was wir denn ab dem 1. Januar alles anders und besser machen werden. Das neue Jahr als DIE perfekte Gelegenheit, ein besseres, glücklicheres und gesünderes Ich zu werden. Eine Gelegenheit, die man nicht verpassen sollte, weil andernfalls muss man quasi wieder ein ganzes Jahr warten.

Gute Vorsätze fürs neue Jahr. Mehr Schnee.

Die meisten Vorsätze werden dabei in eine oder mehrere der folgenden Kategorien fallen:

  • Überambitionierte Vorsätze und Ziele. Ziele, die so hoch gesteckt sind, dass man bereits nach der ersten Woche damit beginnt, sich alle paar Tage eine Ausnahme zu gönnen bis der Vorsatz nur noch als schlechtes Gewissen existiert. Entweder will man zu viel oder zu schnell ändern.
  • Halbherzige Verhaltensänderungen, die man sich vornimmt, ohne sie wirklich zu wollen: Weil man sich gesünder ernähren „sollte“, weil man mehr Sport treiben „sollte“. Spannend für diese Kategorie sind auch diejenigen Vorsätze, die man sich „gemeinsam“ als Paar oder als Familie vornimmt. Der einzelne aber dann eigentlich nur mitmacht, um der/die anderen nicht zu verletzen oder schlecht da zustehen.
  • Schlecht durchdachte Vorsätze, die im Grundsatz gut wären, aber dann an der Umsetzung scheitern, weil ein konkreter Aktionsplan oder Umsetzungsstrategie fehlt.

Neujahrsvorsätze sind dann auch häufiger Alles-oder-nichts Vorsätze. Scheitert man, ist es vorbei mit dem guten Vorsatz und man verschiebt die Verhaltensänderung aufs nächste Jahr.

Kurzum: Fallen Deine Vorsätze in eine dieser Kategorien, sind sie womöglich zum Scheitern verurteilt. Ich könnte jetzt einige Tipps auflisten, die dabei helfen, die Vorsätze durchzuziehen. Google hat auch dutzende von Seiten, die davon handeln, z.B. hier. Ich glaube aber eher nicht so an Vorsätze und lass es deshalb bleiben.

Aber alles halb so schlimm mit den Vorsätzen.

Es gibt noch einen anderen Ansatz. Vielleicht einen etwas stressfreieren, einen der sich Deinem Tempo und Deinen Bedürfnissen anpassen lässt und auch gelegentliches Scheitern zulässt ohne den ganzen Vorsatz zu spülen:

An jedem Tag, nicht nur an Silvester, fällst Du zig tausend kleinere und grössere Entscheidungen. In den meisten Fällen wirst Du auf Autopilot handeln und Deine Routinen abspulen: Du stehst auf und nimmst Kaffee statt Tee, Du checkst Dein Handy statt Dich am Frühstückstisch auszutauschen. Beim Arbeiten setzt Du Dich hin, statt den Stehtisch zu nutzen. Zum Snacken nimmst Du Schoggi statt Rüebli. Tausende kleine, eingeschliffene Routinen und genau hier steckt viel mehr Potenzial zur Veränderung als in einem erzwungenen Neujahrsvorsatz.

Besser: Übernimm wieder die Kontrolle und fälle mehr bewusste Entscheide. Jeden Tag.

Verlangsame Deine Alltagsroutinen wieder soweit, dass Du selbst entscheiden kannst, in welche Richtung Deine nächste Handlung gehen soll.

Wie geht „Verlangsamen“? Verlangsamen (oder Entschleunigen) geht über bewusstes Wahrnehmen. Das bewusstes Wahrnehmen Deiner Gedanken, Gefühle, Bewegungen oder Körperempfindungen.
Mache dazu vielleicht ein kleines Experiment. Mach Dir jetzt einen Kaffee oder Tee, was Du lieber magst. Statt wie üblich die Tasse rauszuholen und loszulegen, zerlege diese Routine in die einzelnen Komponenten und nimm wahr, was geschieht. Quasi in Zeitlupe. Beobachte Deine Gedanken beim Auswählen der Tasse, beobachte wie sich die Arme und Hände bewegen um Zielsicher die Tasse zu greifen. Spüre die Form der Tasse… Alles Schritt für Schritt.

Mit etwas Übung gehen diese Beobachtungen ganz leicht von der Hand und geben Dir zusätzlich Zeit, zu überlegen, in welche Richtung die Handlung geht: Ist dieser fünfte Kaffee die richtige Entscheidung, wenn ich gesünder Leben möchte? Eine Hinbewegung oder eher einer Wegbewegung? Wäre Tee doch die bessere Alternative?

Nutze die gewonnene Zeit vermehrt für folgende Fragen:

„Führt mich dieser Impuls näher zu meinem gewünschten Ich?“
„Entspricht es meinen Werten, wenn ich mich so verhalte?“
„Führt es mich in Richtung eines besseren Lebens?“

Statt Vorsätze: Nutze den Punkt der Entscheidung.
Du entscheidest: Der Punkt der Entscheidung (Choice Point). Adaptiert nach Harris (2017).


Der Punkt der Entscheidung gibt Dir die Möglichkeit, Dich jeden Tag und jede Minute neu zu entscheiden und zu verbessern. Lasse Dich nicht von zu hoch gesteckten Zielen und ambitionierten Vorsätzen entmutigen und warte nicht bis Neujahr, denn Dein Moment ist jetzt. Jede einzelne Hinbewegung bringt Dich ein Stück weiter.

Natürlich wirst Du auch Wegbewegungen machen und das ist ok. Denn, mit diesem Ansatz wirst Du verstehen, dass Du heute nicht gescheitert bist, sondern eine Wegbewegung gemacht hast. Die nächste Entscheidung ist die nächste Gelegenheit, das Richtige zu tun. Ohne Stress. In Deinem Tempo.

In diesem Sinne: guets Neus 🎉, viel Erfolg und Achtsamkeit im neuen Jahr.

Und wenn Du schon Vorsätze fasst: Wie wärs mit täglich mehr Achtsamkeit.

Übrigens: Mehr Achtsamkeit gibts mit Coaching oder auch mit der unStruggle App für iPhone.

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